Thai Yoga Massage

 

Über das Berühren und Berührt werden

  

 

Über das Berühren und Berührt Werden – Thai Yoga Massage

 

Ich möchte euch ein wenig über diese Form des Berührens berichten, wie ich dazu gekommen bin und wie ich dort gerade ankomme.

 

Der Name Thai Yoga Massage lässt vermuten, dass es eine Tradition ist, die aus Thailand kommt.

Der Ursprung liegt aber im alten Indien zur Zeit des Buddhas. Dort soll es einen Arzt mit ausgezeichnetem Ruf gegeben haben, Dr. Jivaka Kumar Bhaccha, der Leibarzt des Königs war und auch den historischen Buddha behandelt haben soll.

Da wir in der Thai Yoga Massage-Ausbildung zu Beginn immer ein Mantra an Buddha Amitabha gesungen haben, habe ich ein wenig nachgelesen und meinen buddhistischen Lehrer gefragt.

So soll besagter Arzt nach einer Legende bei Buddha Amitabha im ‚Reinen Land’ gewesen sein, diese Technik der Berührung dort erlernt und von dort mitgebracht haben.

 

Da ich Buddhistin bin, spricht mich das natürlich sehr an und ich war in dieser Praxis von Beginn an zu Hause.

 

Doch bevor ich zur Ausbildung kam, dachte ich, ich probiere erst einmal für mich selbst aus und habe so einen Termin bei Julia, meiner spätere Lehrerin, gemacht.

Ich weiß noch, wie herzlich sie mich begrüßte und mich lange im Arm hielt. Schon da hat sie mich mit ihrem Herzen berührt. Dann durfte ich mich 90 Minuten von ihr berühren, bewegen, in die Stille führen und mich mit mir in Kontakt bringen lassen. Und ich hatte da schon so manches Mal das Gefühl von Einheit, dass es kein reines Unterscheiden von ihrem und meinem Körper gab. Ich fühlte mich gesehen und genährt, gehalten und gestärkt.

 

Wow, und dann bot sie ein halbes Jahr später eine Ausbildung an und dazu noch bei mir in der Stadt. Da brauchte ich nicht lange zu überlegen und habe mich gleich dazu angemeldet.

 

Mit 20 anderen sehr unterschiedlichen Menschen habe ich den Weg begonnen und weiß, dass er nie endet und dass viele dieser Menschen mich ein Stück begleiten werden.

Diese Ausbildung war/ist eine wunderbare Möglichkeit, mich selbst wahrzunehmen und alle sieben Säulen der Achtsamkeit wiederzufinden in der einen oder anderen Art:  

 

·         nicht beurteilen. Oder eben mich genau beim Beurteilen zu beobachten und zu versuchen, nicht darauf aufzusteigen.

Die Situation kennst du bestimmt auch: Du sitzt im Raum mit noch 20 Menschen, von denen du vielleicht drei schon kennst, und dann schaust du sie dir alle nacheinander an. Was da alles so im Geist passiert . . .

Wenn dir dann auch noch klar wird, dass du immer wieder die Partner wechseln sollst um die Möglichkeit zu haben, viele verschiedene Menschen zu massieren, aber auch viele unterschiedliche Massagen zu empfangen . . .:

Oh, die ist sympathisch, die frage ich gleich mal . . ., oh, bei ihr / ihm weiß ich nicht so recht, . . .

Dann gibt es da auch die/den eine/n oder andere/n, wo man sich eine Berührung überhaupt nicht vorstellen kann.

Das hat unser Ausbilder Pascal auch erwähnt: dass, wenn wir so weit sind uns dieser Herausforderung zu stellen, dies die Menschen sind, von denen wir am meisten lernen können.

Ja, und ich war dann gegen Ende soweit, mich dieser Herausforderung zu stellen, aber ich darf noch weiter lernen …

 

·         Anfängergeist. Oh ja, auch hier in der Ausbildung ist das eine wichtige Erfahrung. Was sich bei dem einen gut und stimmig angefühlt hat, ist bei dem nächsten ganz anders. Das heißt, wirklich zu versuchen, sich jedes Mal von neuem leer zu machen von vorgefassten Vorstellungen, Ideen . . .

 

·         Vertrauen in die eigene innere Weisheit. Sich das Hinspüren zu erlauben und wieder frei zu sein von einer Vorstellung, wie es zu sein hat.

  

·         Nicht greifen nach einem Ziel. ,,Wenn ich die Massage gegeben habe, fühlt sich die Person rundum wohl und findet alles super“…  Es geht wirklich einfach nur um die Berührung und nicht um das, was daraus entstehen kann.     

 

·         Akzeptanz. Den anderen wie mich zu akzeptieren wie wir gerade sind und nicht, wie wir uns gerne hätten. In der Ausbildung war meine rechte Hüfte etwas eingeschränkt und so musste ich einmal beim ‚Empfangen’ kundtun, dass ich da nicht so beweglich bin. Aber auch beim ‚Geben’ war es wichtig, mich so anzunehmen und dafür Sorge zu tragen, dass es mir gut geht und ich für mich eine bequeme Haltung finde.

 

·         Loslassen ist für mich hier wie bei dem Nicht Greifen. Davon loszulassen, dass ich es allen, die kommen werden, recht machen kann, dass ich ihnen allen gefalle. In der Ausbildung vor allem auch ein Loslassen von den Unterlagen, mir und meiner Weisheit zu vertrauen. Was nicht bedeutet, dass die Theorie nicht wichtig ist.

 

Wie sagt mein buddhistischer Lehrer: Lass all das Wissen in dein Herz fließen. Dein Herz weiß dann, was zu tun ist.

 

Also gab es auch einiges an Theorie, aber immer in Verbindung damit, es gleich umsetzen und spüren zu können.

So basiert das theoretische Wissen der Thai Yoga Massage  auf dem Konzept der Energielinien, welche durch den gesamten Körper verlaufen. So wie wir es aus der TCM kennen.

Die Thai Yoga Massage hat 10 dieser Energielinien ausgewählt, auf denen besonders wichtige Akupressurpunkte liegen. Durch Massage dieser Linien und Punkte ist es möglich, Energie im Körper fließen zu lassen und damit den gesamten Körper zu erreichen.

Es wird oft gesagt, dass man damit Blockaden lösen kann. Was für mich so den Eindruck erweckt, dass in unserem Köper etwas ist, was wir nicht wollen. (Ja und mal ehrlich, wer mag schon verspannte Schultern?) Aber  Blockade klingt für mich eher negativ.

Julia hat gesagt, es sind potentielle Energien. Energien, die sich an einem Ort in unserem Köper gesammelt haben und damit nicht zur freien Verfügung stehen. Das klingt spannend und positiv und lädt ein hinzuschauen, hinzuspüren.

So ermöglicht die Berührung, dass diese Energie wieder frei fließen kann und damit ein Gefühl des Wohlbefindens erzeugt. 

 

Unsere erste Übung zu zweit war: Einer liegt, der andere geht um ihn herum und schaut ihn sich an und spürt, wo es ihn hinzieht. Wo möchte ich meine Hände hinlegen um sie dann dort zu platzieren, nichts weiter zu tun, als sie dort ruhen zu lassen?

Nur diese Berührung war so wohltuend und energetisch bei mir. Und wie ich von den anderen hörte, waren die Hände genau da, wo man sie brauchte.

 

So haben wir gleich in unserer ersten Übung zu spüren bekommen, wie es ist, mit dem Herzen zu schauen.

Das Wissen um die Energielinien ist also das eine, das andere ist der Beweggrund des Gebenden. Die Motivation, warum gebe ich jemanden eine Thai Yoga Massage.

Ich habe das Glück gehabt, dass in der Ausbildung darauf ein großes Augenmerk gelegt wurde. Natürlich sind Theorie, Technik und Wissen um die Anatomie sehr wichtig, aber genauso wichtig ist der Beweggrund.

 

Stell dir vor, du bekommst zwei Massagen, beide in der gleichen Art und Weise, nur von zwei verschiedenen Personen: Bei der ersten ist die Motivation Geld zu verdienen, möglichst viele Massagen am Tag zu geben und reich zu werden. Bei der zweiten geht es um dich und um dein Wohlbefinden, aber auch um die gebende Person: sie versucht, dich aus einer heilsamen inneren Haltung zu berühren.

 

So sind in der Thai Yoga Massage die Lehren Buddhas enthalten.

 

Die Motivation kommt aus:   Metta (liebevollem Wohlwollen)

                                               Karuna (Mitgefühl)

                                               Mudita (mitfühlender Freude)

                                               Uppeka (Gleichmut)

 

Allein darüber könnte ich jetzt viel schreiben. Aber ich denke, das genügt hier erstmal damit sich jeder vorstellen kann, wie die Berührung sich anfühlt wenn diese Haltungen in der gebenden Person präsent sind. Und damit ist nicht nur gemeint, dass man diese innere Haltung für den, der die Massage empfängt, kultiviert, sondern auch für sich selbst als Gebende.

So hat diese Form der Berührung etwas Meditatives. Ein intuitives Hinspüren mit Hingabe, Klarheit und Achtsamkeit, das es ermöglicht, dass Empfangender und Gebender eine Einheit werden. Oder anders gesagt, dass die Trennung zwischen meinem und deinem Körper sich auflöst.

 

Dann haben wir alle eine Karte bekommen mit einem Wort oder kurzem Satz und mit der Idee uns darüber Gedanken zu machen und beim nächsten Treffen in drei Minuten zu präsentieren, was es für uns bedeutet.

Ich hatte ,,no extras“.

Das erste das mir in den Sinn kam war: lass alles los was du gelernt hast, halte dich daran nicht fest. ( 7 Jahre buddhistische Philosophie, Yoga Sutren, . . .)

So wie in der Zen-Geschichte, in der der Schüler zum Meister kommt und um Belehrung bittet.

Der Meister schenkt ihm erst einmal eine Tasse Tee ein und schenkt den Tee noch weiter in die Tasse, obwohl sie schon lange voll ist. Als Beispiel dafür, dass, wenn wir das Gefäß sind, aber schon mit der alten Vorstellung voll sind, kein Platz mehr für Neues ist.

 

So habe ich ein Bild gezeichnet mit vielen Vorstellungen, allen Akkupunkturpunkten, Energielinien und Symbolen für verschiedene Systeme. Zum Schluss war es so voll, dass man nicht mehr das Wesentliche, den Menschen, erkennen konnte.

no extras  bedeutet dann für mich: Sei im Vertrauen.

So habe ich einen sitzenden Buddha gemalt, in dem eine Person ist (ich) und im Vertrauen ist.

 

Und so wurden viele tolle Themen präsentiert:

- Body Comfortable

- Perfect fit

- no Judgement

- Single Moment / Single Activity

- no Hurry / no Pause

Metta, Karuna, Mudita, Uppek, die sich alle in der Massage vereinen.

 

Ich liebe es, Menschen zu berühren. Und die Thai Yoga Massage verbindet alles: meine Meditationspraxis, meine Yogapraxis, die Achtsamkeit, die Lehre Buddhas.

 

Ich danke auf diesem Weg Julia und Pascal Weiß, die mir diese Form der Berührung nahe gebracht haben und ihr Wissen mit uns geteilt haben.

Und allen meinen Lehrern, die mich bis jetzt auf meinem Weg begleitet haben.

Sowie allen Menschen, denen ich bis jetzt  begegnen durfte, die meine Leben so viel bunter und reicher haben werden lassen. 

Einen besonderen Dank gilt Ingrid Zölzer die mich tatkräftig unterstützt und mein Texte Korrektur liest Danke 

 

In tiefer Verbundenheit, Ela